Herzlich willkommen, Hanna Jacobs!

Frischester Wind…

… weht vor er will. Und Gottes Geist tut das ja bekanntlich ebenso.
Ich bin auf dem Spielplatz und schaukel Marieke so hoch wie ich es eben noch verantworten kann, als Wolfgang Blöcker kommt und mir sagt, dass ich den Skriba unseren Krichenkreises, Heiner Mausehund, dringend zurückrufen muss. Das tue ich also und habe das aufgeregte Mitglied unserer Kirchenkreisleitung am Telefon: „Heidrun, willst Du immer noch Puppenspiel machen?“ Ich stocke. Mancher in der Gemeinde weiß, dass ich eine Ausbildung im Bereich Puppenspiel gemacht habe, dass mein Schwerpunkt bei der Suche nach neuen Formen kreativer Verkündigung liegt. Kaum einer weiß, dass ich mit viel Arbeit und gutem Erfolg ein Stück entwickelt habe, das ich gerne in vielen Gemeinden, Schulen, KiTas spielen möchte – aber dafür eben keine Zeit habe. Weil ich für meine Gemeinde, für Bergerhausen, da sein will. „Willst Du das immer noch machen mit dem Puppenspiel“, fragt Heiner Maushund. Und ich kann nur sagen, wie es ist: „Ja, ich will schon – aber bei uns ist viel zu viel los. Ich habe einfach keine Zeit dafür.“ „Heidrun, kennst Du Hanna Jacobs?“ „Ja, ich kenne sie: Sie schreibt für die „Zeit“, sie ist viel unterwegs auf twitter und facebook, hat mich schon manchmal inspiriert – und vor allem ist sie doch in Hannover – jedenfalls irgendwo im Norden, oder?“ „Heidrun, sie kommt nach Essen, ins Raumschiff Ruhr. Und sie könnte auch nach Bergerhausen kommen, mit 25%.“

Und dann geht alles furchtbar schnell. Ein paar Tage später sitzt sie da in meinem Arbeitszimmer – und lächelt mich an. Ich erzähle ihr von unserer Gemeinde, den Menschen, den Herausforderungen und Plänen. „Schön“, sagt sie. Und ich merke in mir, dass sie recht hat. Es ist auch schön in Bergerhausen. Und dann erzähle ich ihr von all den Baustellen, die wir haben: Die Bille und die Planungen fürs Inklusive Zentrum, die KiTa, die Räume der Johanneskirche. „Super“, sagt sie, „alles so zukunftsorientiert. Sehr spannend.“ Ich merke, dass ich bei all den Bauplänen und dem Organisieren tatsächlich manchmal vergesse, dass wir ein Ziel haben – und zwar ein gutes und zukunftsorientiertes. Recht hat sie also schon wieder.

Und dann erzählt sie ein bisschen:
„Ich bin Hanna Jacobs, 30 Jahre alt. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Heidelberg, Greifswald und Göttingen habe ich in Selsingen, einem kleinen Dorf im Norden von Niedersachsen, mein Vikariat gemacht. Ab September werde ich mit einer 75%Stelle das Raumschiff Ruhr an der Marktkirche leiten. Diese Initiative der Evangelischen Kirche Essen möchte jungen Erwachsenen einen Raum für Glauben und Gemeinschaft eröffnen. Egal ob in einer Kirchengemeinde oder einem solchen Projekt, es liegt mir am Herzen, mit Menschen das Leben zu teilen und dabei zu entdecken, dass Jesus Christus uns lieb hat und begleitet.“

Ich erzähle weiter: „Also, im Grunde geht es darum: Wenn Sie hier nach Bergerhausen kämen, dann würden Sie einen Teil meiner Arbeit übernehmen und ich würde dann mit 25% meiner Stelle versuchen, mit Puppenspiel Menschen allen Alters zum Nachdenken über Gott und seine Schöpfung anzuregen.“
„Das finde ich auch spannend. Eine neue Form von Gemeindearbeit.“

Stimmt – sie hat aber wirklich oft Recht. Ich merke, dass ich immer noch zögerlich bin mit meinen Plänen – aber mein Gegenüber hat alle Segel Richtung Zukunft der Kirche gesetzt und findet meine Pläne überzeugend.
Und sonst – was macht sie sonst so gerne?
„Ich reise gerne mit dem Rucksack, koche und bewirte Freunde und gehe regelmäßig ins Fitnessstudio.“

Ich mag sie, das ist ganz schnell klar. Voller Energie und Fröhlichkeit sitzt sie da.
Wir verabschieden uns. Und so schnell wie sie da war, ist sie fort.

Ich traue mich noch nicht, mich zu freuen. Ich weiß, dass es viele Gemeinden gibt, die unsagbar gerne so eine Kollegin hätten – mit all der Freude und all dem Geisteswehen. Tatsache ist: Vor ein paar Jahren haben sich über 60 Menschen auf meine Pfarrstelle beworben. Heute kann Hanna Jacobs sich ganz entspannt aussuchen, wohin sie gehen möchte: Alle würden sich freuen, Nachwuchs gibt es eben kaum.

Und dann – ist plötzlich alles fest. Ich glaube es nicht: Sie möchte wirklich gerne nach Bergerhausen kommen und zwar schon ab dem 1. September. Ich rufe Heiner Mausehund an und frage, ob das denn nun wirklich Tatsache ist. Ist es. Ganz langsam fange ich an, mich zu wundern.
Und dann fange ich an zu staunen.
Und dann fange ich an, mich zu freuen.

Hanna Jacobs schreibt mir aus den Umzugskisten: „Ich freue mich schon sehr darauf, die Gemeinde kennenzulernen bei Kasualien, Gottesdiensten und anderen Gelegenheiten.“

Meine Güte: Wir freuen uns auch. Und zwar riesig!
Herzlich Willkommen: Hanna Jacobs!

Heidrun Viehweg