Fragen an Jens Storm, den neuen Pfarrer in Bergerhausen

Lernen Sie unseren neuen Pfarrer Jens Storm hier in einem Interview kennen.

Glückwünsche nach der Wahl

Jens Storm ist in Essen geboren und 34 Jahre alt. Er ist verheiratet mit Theresa Storm und hat eine Tochter (Hannah, 5 Jahre). Seine​ Hobbies sind Rot-Weiss Essen, Musik, Kulturangebote, Reisen und Literatur.

Ev. Theologie hat er in Bochum, Bonn und Wuppertal studiert, sein Vikariat leistete er in der Kirchengemeinde Essen-Überruhr, den Probedienst in Mülheim-Speldorf. Zuletzt war er Pfarrer in Moers-Asberg.


Sein Instagram-Name: @stormy.pastor

Herr Storm, herzlich willkommen in unserer Gemeinde! Ab November sind Sie neben Pfarrerin Julia Olmesdahl der neue Pfarrer in Bergerhausen.

Warum haben Sie sich auf die Stelle in unserer Gemeinde beworben?
In den vergangenen zwei Jahren habe ich auf einer Einzelpfarrstelle gearbeitet. Mit der Zeit bemerkte ich aber, dass ich ein Pfarrteam vermisse und brauche. Die Pfarrstellenausschreibung ist mir sehr positiv aufgefallen: Der Schwerpunkt der 2. Pfarrstelle liegt in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Genau das ist mein Ding! Bereits als Vikar entdeckte ich darin meine persönlichen Stärken. Außerdem – das dürfte kein Geheimnis mehr sein – bin ich in Essen aufgewachsen und freue mich, dass ich endlich dorthin zurückkehre, wo meine Wurzeln liegen.

Wir haben in unserer Gemeinde ein neues Gottesdienstkonzept erarbeitet und setzen damit bewusst sehr unterschiedliche Schwerpunkte in den einzelnen Gottesdiensten des Monats. Konnten Sie sich mit diesem Konzept vertraut machen? Was halten Sie davon? 
Kurz nach meiner schriftlichen Bewerbung besuchte ich einen Kreuz-und-quer-Gottesdienst in Bergerhausen. Die Kirche war rappelvoll und ein biblisches Thema wurde in verschiedenen Wahlgruppen kreativ erarbeitet. Ich war geradezu begeistert von der Leichtigkeit, sich als Außenstehender im Gottesdienst wohlzufühlen. Die anderen Gottesdienstformen werde ich in naher Zukunft kennenlernen. Insgesamt war das zukunftsweisende Gottesdienstkonzept mit ein Grund, mich auf die Pfarrstelle zu bewerben.

In unserem Gemeindeverständnis ist die Befähigung der Gemeindeglieder und Ehrenamtlichen ein wichtiger Aspekt, welche Erfahrungen haben Sie in diesem Bereich? 
Tatsächlich bin ich ein großer Anhänger des „Epheser-4-Modells“ (Eph4,12: „[Gott schenkte viele Dienste], damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes.“). Kurz zusammengefasst steckt dahinter: Die Pfarrperson muss und kann nicht alles leiten und erledigen. Die Ehrenamtlichen sind ein Schatz für die Gemeinde, jede und jeder mit verschiedenen Gaben. Als Pfarrer möchte ich diese Gaben entdecken und fördern, um eine größtmögliche Selbstständigkeit zu ermöglichen. Bislang konnte ich im Jugendbereich (z.B. Jugendgottesdienste), aber auch in anderen Kreisen dazu Erfahrungen sammeln.


Ein wichtiger Teil Ihrer Pfarrstelle wird die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sein. Gehörte das bisher auch zu Ihren Aufgaben? 

Pfarrer Storm hat Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Ja, definitiv. Während meiner Zeit in Mülheim und Moers war ich in vielen Bereichen der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aktiv: Kindergottesdienste, Kontaktstunden in Grundschulen, Konfi-Arbeit, Jugendgottesdienste, Kinderbibelwochen u.v.m. Für mich ist es großartig, dass ich meinen pastoralen Schwerpunkt in Bergerhausen eben auf diese Arbeit legen darf.

Haben Sie theologischen Vorbilder
Da muss ich erst einmal nachdenken. Zählt Jesus als theologisches Vorbild? Wenn ja, dann steht er für mich an erster Stelle. Unter den Akademikern der Theologiewelt haben Martin Luther, der teilweise etwas launische Wegbereiter des evangelischen Glaubens, aber ebenso Philipp Melanchthon, sein diplomatisch geschickter Kollege, immer eine große Rolle für mich gespielt. In der Gegenwart beeindruckt mich nach wie vor Margot Käßmann durch ihre Beiträge zum gesellschaftlichen Diskurs – auch wenn ich nicht immer ihrer Meinung bin.

Was gibt Ihnen bei Ihrer Arbeit Kraft?
Mein Glaube hilft mir sehr dabei, die Herausforderungen des Pfarrberufes zu meistern. Ich muss mich nicht komplett auf mich allein verlassen, sondern weiß von Gottes Kraft, die größer ist als menschliche Anstrengungen. Außerdem weiß ich mich getragen von meiner Familie, die mir Liebe und Geborgenheit schenkt.

Die Kirchen in Deutschland und ebenso die Gemeinden vor Ort befinden sich in einem rasanten Veränderungsprozess. Wo möchten Sie in diesem Prozess Schwerpunkte setzen? Welche Risiken und Chancen sehen Sie darin?
Das Positionspapier „E.K.I.R. 2030“ stellt unter anderem fest, dass es eine große Kluft zwischen sogenannter „Kerngemeinde“ und denjenigen Gemeindegliedern gibt, die eine lockere Bindung zur Gemeinde pflegen. Mich interessieren die Bedürfnisse und Meinungen der „Außenstehenden“, die immerhin ca. 90% der Gemeinde ausmachen und den größten Kirchensteuerbeitrag leisten. Dafür möchte ich auf die Menschen zugehen und aktiv zuhören. Außerdem mache ich die Erfahrung, dass viele Gemeindeglieder offen für enge Kooperationen mit umliegenden Gemeinden sind. Dabei darf der „Markenkern“ der Heimatgemeinde nicht zu kurz kommen. Da eine passende Balance zu finden ist herausfordernd, aber eine Chance zugleich: Kirche vor Ort wird eine feste Größe bleiben, wenn mutige Reformen angegangen werden.

Was wünschen Sie sich für die Kirchen in Deutschland? 
Seit kurzem haben beide großen Amtskirchen zusammengenommen die 50%-Grenze (gemessen an der Gesamtbevölkerung) unterschritten. Das mag ernüchternd klingen, war allerdings absehbar. Für mich ist Qualität wichtiger als Quantität. Wir reden oft von Zahlen, dabei sollten Menschen mit ihren Lebenserfahrungen an erster Stelle stehen. Ich wünsche allen Kirchen in Deutschland, dass die ökumenische Zusammenarbeit noch intensiver und selbstverständlich wird. Ressourcen lassen sich trotz konfessioneller Unterschiede sinnvoll bündeln. Zudem wünsche ich mir für die Kirchen in Deutschland, dass sie den Relevanzverlust ernstnehmen: Kirchen müssen nicht mehr „auf allen Hochzeiten tanzen“, um einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander zu leisten. Auch hier gilt für mich: Qualität geht vor Quantität!

Der Klimawandel ist nicht nur eine große Herausforderung für die Gesellschaft, auch wir als Kirchengemeinde müssen unseren Beitrag leisten. An welchen Stellen sollten wir anfangen? 
Schon vor meinem Dienstantritt in Bergerhausen habe ich gemerkt, dass hier viel passiert. Daher möchte ich jetzt keine klugen Vorschläge machen, sondern lediglich feststellen, wo es meiner Meinung nach ein großes Potential zum Klimaschutz besteht. Die wohl größten Energieposten sind die kirchlichen Gebäude (also nicht bloß Kirchen, sondern Gemeindezentren, Kita-Gebäude, Pfarrhaus usw.). Photovoltaikanlagen und nachhaltige Heizungssysteme sind zunächst kostenintensiv, können aber auf lange Frist einen enorm wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität leisten. Zudem macht man sich auf diese Weise unabhängiger von fossilen Energieträgern wie Gas und Öl. Ich freue mich, dass der Klimaschutz in Bergerhausen und im Kirchenkreis Essen einen so hohen Stellenwert hat!

Herr Storm, danke für dieses Gespräch, wir wünschen Ihnen einen guten Start!

Das Interview führte Olaf Kudling