Gerecht? Rückblick auf einen besonderen Gottesdienst

Von Sabine und Ralf Aldenhoven, Micha-Lokalgruppe Essen

Die kreuz-und-quer-Gruppe der Gemeinde hatte uns, die Micha-Lokalgruppe Essen, eingeladen, den Gottesdienst zum Thema (Un-)Gerechtigkeit gemeinsam zu gestalten und durchzuführen. Dieser Einladung sind wir gerne gefolgt. Denn die Micha-Initiative setzt sich seit 2004 in verschiedenen Formen für globale Gerechtigkeit ein und beruft sich dabei auf den Vers des Propheten Micha: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: Gerechtigkeit üben, Güte lieben und achtsam mitgehen mit deinem Gott.“ Was läge da näher, als ein Gottesdienst zum Thema (Un-)Gerechtigkeit?

Eine Arbeitsgruppe präsentiert Schablonen mit den Nachhaltigkeitszielen der UN

Nach einem Vorbereitungstreffen in netter, engagierter Runde ca. eine Woche vor dem Termin steht der Plan für 5 verschiedene Gruppen, in denen die GottesdienstteilnehmerInnen das Thema globale Gerechtigkeit beleuchten und es durch verschiedene Aktivitäten selbst erfahren können.

Am Sonntag kommen wir ca. 45 Minuten vor Gottesdienstbeginn in der Johanneskirche an. Die Vorbereitungen (Kaffee!) sind schon in vollem Gange und wir können uns direkt in das Treiben einbringen. Gut, wenn ein eingespieltes Team vor Ort ist.

10.00 Uhr – „Schlechtes“ Wetter, trotzdem sind zahlreiche Leute verschiedenster Altersgruppen da. Das Thema und die Micha-Initiative werden kurz vorgestellt, es wird aufgeteilt: Wer will in welche Gruppe? Es wird ein wenig nachjustiert, und schon gibt es 5 Gruppen in funktionsfähiger Größe.

Die erste Schablone wir direkt vor der Johanneskirche eingesetzt

Eine Gruppe ist handwerklich unterwegs: Es werden Schablonen hergestellt, die einige Motive der 17 SDGs, den Nachhaltigkeitszielen der UN, zeigen. Dabei sind Ziele wie „Keine Armut“, „Hochwertige Bildung“ und „Weniger Ungleichheiten“. Gegen Ende des Gottesdienstes sind schon die ersten mit Kreide gesprühten Icons rund um die Kirche zu sehen. Sieht klasse aus!

Eine andere Gruppe beschäftigt sich mit Schätzungen: Wie sind Bevölkerung, Einkommen und Umweltverbrauch eigentlich auf die verschiedenen Kontinente verteilt? Das Wissen über diese Fragen ist groß in der Runde, und so liegen Schätzungen und die echten Zahlen aus dem Jahr 2018 eng beieinander.

Eine weitere Gruppe versucht sich in nachhaltiger Planung: Ein Meer mit 50 Fischen drin soll von verschiedenen Fischerei-Konzernen über 10 Jahre hinweg befischt werden. Wer wird die meisten Fische aus dem Meer holen? Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Fische nicht beliebig nachwachsen. Wer zu viel fischen will, erhält auch schon mal gar nichts. Gewinnt man wirklich, wenn man immer nur das Maximum für sich selbst herausholt? Es ist sehr spannend.

Das Fischerspiel simuliert die Mechanik der Weltwirtschaft

Die Verschärfung von Ungleichheit kann in einer vierten Gruppe erfahren werden. Die Teilnehmenden schlüpfen in unterschiedliche Rollen, privilegierte und nicht-privilegierte, jeweils aus dem globalen Süden oder Norden. In jeder Spielrunde geschieht etwas global Wichtiges, z.B. Wetter-Extreme, Preissteigerungen für Lebensmittel usw.. Je nach Wirkung der Ereignisse auf ihre Rolle gehen die Teilnehmenden einen Schritt vor oder einen Schritt zurück. Wir erleben selber mit, wie die Schere zwischen den Teilnehmern im Raum immer weiter aufgeht. Die Erfahrungen werden ausgetauscht.

Die Kinder in der Kindergruppe beschäftigen sich mit der biblischen Geschichte von den Arbeitern im Weinberg. Ist es objektiv gerecht, wenn wir für mehr Arbeit nur so viel bekommen wie die anderen, die weniger gearbeitet haben? Und wie ist unser subjektives Empfinden dabei? Wie sehen wir das, wenn wir nicht nach erbrachter Leistung entlohnt werden, sondern danach, was wir benötigen?

Im Anschluss gibt es für alle GottesdienstbesucherInnen noch die Möglichkeit, sich bei einem Getränk und einem Snack über das Erlebte oder auch anderes auszutauschen.

Wir von der Micha-Gruppe gehen erfreut nach Hause. Die Teilnehmenden waren durchweg bereit, aktiv zu werden, die Gruppen wurden konstruktiv gebildet so dass alle Aktivitäten gut durchführbar waren. Das hat uns richtig Spaß gemacht!

Sabine & Ralf Aldenhoven, Micha-Lokalgruppe Essen

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Die 17 Nachhaltigkeitssziele der UN: