Landessynode zum Krieg in der Ukraine

Auf der Landessynode Der EKiR in Düsseldorf im Januar 2023 war der andauernde Krieg in der Ukraine ein wichtiges Thema. Hierzu beschließt die Synode das friedensethische Wort des Ausschusses für öffentliche Verantwortung und bittet die Kirchenleitung, dieses Friedenswort mit einem erläuternden Begleitschreiben an die Gemeinden zu richten, in dem Möglichkeiten der Arbeit
mit diesem Papier aufgezeigt werden.

Zum Krieg in der Ukraine. Ein Wort der Landessynode der EKiR

Krieg ist für uns Christinnen und Christen immer ein Ausdruck dafür, dass wir Menschen uns mit unserem Handeln von Gott entfernt haben. „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ (ÖRK Vollversammlung Amsterdam 1948) – und dennoch ist er bittere Realität. Wir leben von der Hoffnung darauf, dass Gott eines Tages alle Kriege beenden wird.

Der Angriffskrieg Russlands auf den souveränen Staat Ukraine ist ein klarer Bruch des Völkerrechts. Er zerstört die Perspektive darauf, dass in absehbarer Zeit eine europäische Friedensordnung entwickelt werden kann, die Russland einschließt. Wir verurteilen die Kriegsverbrechen Russlands, insbesondere die, die sich gegen die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur in der Ukraine wenden und in ungeheurem Maße Terror und Leid verursachen. Wir sind in unseren Gedanken und Gebeten und ebenso in unserem Handeln bei allen Opfern dieser Aggression. Wir sehen auch den Mut der Menschen in Russland, die unter Gefahr für Leib und Leben Widerstand gegen diesen Krieg leisten. Wir beklagen den Tod so vieler Menschen. Wir fordern, dass die Verantwortlichen für den Angriffskrieg und die Kriegsverbrechen zur Verantwortung gezogen werden.

Wir verurteilen die fortgesetzte Instrumentalisierung und den Missbrauch der Religion durch das Moskauer Patriarchat der Russisch-Orthodoxen Kirche als Gotteslästerung und lehnen jede Form einer theologischen Rechtfertigung dieses Angriffskrieges ab. Für uns ist unstrittig, dass gemäß UN Charta Artikel 51 die Ukraine das Recht auf Selbstverteidigung gegen den Aggressor Russland hat. Das schließt auch das Recht auf eine angemessene Nothilfe ein.

Wir erkennen die Notwendigkeit, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die unmittelbar dem Schutz von Wohngebieten und ziviler Infrastruktur dienen. So unstrittig diese konkrete Solidarität mit den Opfern in diesem Krieg ist, so kontrovers diskutieren wir auch in unserer Kirche darüber, welche Mittel zur Unterstützung der Ukraine geeignet und ethisch zu rechtfertigen sind. Wir tun das in dem Bewusstsein, dass jede Entscheidung zur Befürwortung oder Ablehnung von Waffenlieferungen in die Übernahme von Schuld führt und auf Vergebung angewiesen ist.


Gemeinsam halten wir angesichts des Krieges in der Ukraine an der Überzeugung fest, die das Friedenswort der Evangelischen Kirche im Rheinland 2018 formuliert hat. Als Kirche auf dem Weg des gerechten Friedens sind wir überzeugt, dass gewaltfreie Konfliktlösungen immer die Priorität vor militärischen Lösungen haben müssen. Frieden wird letztlich durch Verhandlungen erzielt werden, die dem Völkerrecht wieder Geltung verschaffen.

Dankbar sehen wir die Bereitschaft vieler in unserer Gesellschaft, den aus der Ukraine zu uns geflüchteten Menschen weitgehende Hilfen zukommen zu lassen. Wir wollen, dass diese Hilfe auch allen anderen vor Krieg, Hunger, Verfolgung und Vernichtung zu uns geflüchteten Menschen zuteil wird. Wir sehen mit Sorge, dass der russische Angriffskrieg auf die Ukraine andere existenzbedrohende Probleme unserer Zeit überlagert und verschärft: die Klimakrise, Armut, die zahlreichen Hungersnöte und andere Kriege auf dieser Welt. Umso mehr sehen wir uns in der Pflicht, den Zusammenhang von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ernst zu nehmen und uns für den Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen, gegen Hunger und für gerechte Strukturen in der Welt einzusetzen. Als Kirche auf dem Weg des gerechten Friedens in unserer unerlösten Welt leben wir von der Hoffnung auf die Überwindung jeglicher Gewalt. Dafür beten und handeln wir.