Oktoberfest im Flüchtlingsheim an der Pregelstraße

Die jungen Männer aus dem Nahen Osten und Nordafrika grillen fachmännisch die Würstchen auf der Holzkohle, daneben bereitet eine Nachbarin aus Bergerhausen leckere Reibekuchen zu. Auf dem Nachtischbuffet steht deutscher Obstkuchen einträchtig neben arabischen Süßspeisen. Und auch auf der Wiese am Flüchtlingsheim an der Pregelstraße geht es international zu, denn die Bewohner haben zu einem Nachmittag der Begegnung eingeladen und viele Nachbarn und Ehrenamtliche sind gekommen. „Wir möchten mit diesem kleinen Fest Danke sagen für die Unterstützung, die wir bekommen“, erklärt einer der Heimbewohner. Und Eberhard Kerlen, der Moderator des Runden Tischs, betont, dass man Vorurteilen am besten dadurch begegnet, dass man sich kennenlernt und dass man miteinander anstatt übereinander redet.

Zum Kennenlernen gibt es reichlich Gelegenheit: Die meist jungen Männer aus dem Flüchtlingsheim haben sich Namensschilder angeheftet und ihre Gäste fühlen sich eingeladen, sie direkt anzusprechen und ins Gespräch zu kommen. Immer wieder werden sie nach ihrer eigenen Fluchtgeschichte befragt und es werden ergreifende und dramatische Geschichten ausgetauscht, die betroffen machen. Einer der Zuhörer aus der Nachbarschaft fasst es dann auch sehr treffend zusammen: „Zu den Tausenden von Flüchtlingen in den Fernsehnachrichten kann man irgendwie emotional Distanz halten. Es ist aber etwas ganz anderes, wenn ein Mensch aus Syrien persönlich erzählt, was es heißt, in einem Kriegsgebiet zu leben, warum er fliehen musste und was er an lebensbedrohlichen Situationen auf der Flucht erlebt hat.“

Wichtige Themen bei vielen Gesprächen sind aber auch das lange Warten auf die Bearbeitung der Asylanträge und ganz konkrete Probleme bei der Integration in die Gesellschaft. Ein Wasserbauingenieur aus Algerien berichtet: „Eine Arbeit zu finden, ohne die deutsche Sprache zu beherrschen, ist fast unmöglich und es ist nicht einfach, einen Platz in einem offiziellen Sprachkurs zu bekommen“. Er ist sehr dankbar dafür, dass es ehrenamtliche Deutschlehrerinnen in diesem Heim gibt.

Als ein Vertreter der ehrenamtlichen Helfer vom Runden Tisch ist auch Elias Omar da, er erzählt von seiner eigenen Flucht aus Afghanistan als Fünfzehnjähriger vor vielen Jahren. Bei dem Fest im Garten des Flüchtlingsheimes hilft er jetzt mit seinen Sprachkenntnissen aus, als ein Jugendlicher aus seinem Heimatland davon berichtet, wie er in Deutschland aufgenommen wurde und dass er nun nach einigen Monaten im Flüchtlingsheim eine Gastfamilie gefunden hat, die ihn unter anderem auch bei der Suche nach einer Ausbildungsstätte unterstützt.

Ridda Martini von European Homecare, dem Betreiber des Flüchtlingsheims, und Thomas Römer vom Sozialamt der Stadt Essen sind beeindruckt, dass die Initiative der Flüchtlinge auf so große Resonanz stößt. Und in Anspielung auf einen festgefahrenen Lieferwagen auf der Wiese, der gerade mit Hilfe der deutschen und ausländischen Hilfe aus dem Matsch geschoben wird, stellt Martini fest: „Wenn wir alle zusammen anpacken, dann schaffen wir das!“
Davon sind auch die Männer vom Grillstand überzeugt, die mit viel Enthusiasmus ihre Gäste bewirten und überrascht waren, wie gut eine Bratwurst zu Fladenbrot und Kichererbsenmus passt.

Erni Broszik von der AWO, der den Nachmittag moderierte und mit Akkordeonmusik gestaltete, bekam überraschende Unterstützung durch afrikanische Rhythmen.
Ridda Martini von European Homecare und Thomas Römer vom Sozialamt freuen sich über den Erfolg des Begegnungstages