„Sicherheit neu denken“ in Zeiten des Krieges

Annette Nesselhauf vom Friedenskreis

Der schreckliche Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine dauert weiter an, täglich sehen wir die Bilder, ein Ende scheint nicht in Sicht. Annette Nesselhauf vom Friedenskreis Forum Billebrinkhöhe informiert über die Reaktionen und Aktivitäten der Initiative „Sicherheit neu denken“, der unsere Gemeinde noch vor dem Kriegsausbruch beigetreten ist:

Stellungnahme der der Initiative „Sicherheit neu denken“

Die AG Zivile Krisenprävention der Initiative „Sicherheit neu denken“ Snd hat bereits im Frühjahr 2022 eine Stellungnahme verfasst: „Impulse für eine entschlossene, besonnene Reaktion auf Putins Krieg“. Sie ist auf der Startseite der Homepage www.sicherheitneudenken.de zu finden. Es gibt eine Kurzfassung (2 Seiten) und eine Langfassung (46 Seiten).

Impulse für zivile Lösungswege werden hier detailliert beschrieben. Es muss zu einem Ende der Kriegshandlungen kommen. Dialog und Kooperation sind dringend notwendig und gleichzeitig bedarf es – nicht zuletzt auch wegen der weltweiten Auswirkungen des Krieges – zur Vorbereitung und Unterstützung entsprechender Prozesse verantwortungsvoller friedensfördernder Bemühungen von außerhalb des Kriegsgebietes. Es ist wichtiger denn je Sicherheit neu zu denken.

Peace4future – ein Projekt für junge Generationen

Als Teil der Initiative Snd entwickeln zwei junge Projektkoordinatorinnen, zusammen mit einem engagierten ehrenamtlichen Team seit Anfang 2021 das Projekt Peace4Future. Gemeinsam bauen sie ein Netzwerk junger Menschen auf, das sich für eine vielfältige Friedenskultur sowie eine zivile Friedens- und Sicherheitspolitik einsetzt. Das Ziel ist es, Friedensmentor*innen auszubilden, Engagement zu fördern, zu vernetzen und insgesamt eine Bewegung junger Menschen aufzubauen, die sich für eine konstruktive Friedenskultur und menschliche Sicherheit einsetzen.

Das Pilotprojekt in Kooperation mit der Evangelischen Kirche in Essen hat im Unperfekthaus vom 31. März bis 3. April stattgefunden.

Weitere Infos zu dem Treffen „Frieden kann nicht mit Gewalt erreicht werden“

Aktiventreffen in Fulda vom 15. Bis 17. Juli 2022

Die Tage waren gut gefüllt mit einem umfangreichen Programm. Es war sehr inspirierend und motivierend, die Menschen zu erleben, die sich bundesweit für dieses Konzept einsetzen. Vertreter*innen großer Organisationen wie IPPNW (internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges – Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e.V.), DFG-VK (Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner*innen) Gewaltfrei Handeln e.V., Martin-Niemöller-Stiftung, Netzwerk Friedenssteuer e. V., Church and Peace, Pax Christi…u.v.a. waren anwesend.

Koordinator Ralf Becker beschrieb aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der Snd Initiative. Mirka Hurter, Projektleiterin und zahlreiche Mitglieder des Peace4future Teams berichteten von der Friedensmentor*innen Ausbildung.

Der renommierte Friedens- und Konfliktforscher Prof. Friedrich Glasl aus Wien ordnete den Ukrainekrieg in das von ihm entwickelte 9-stufige Konflikteskalationsmodell ein und rief dazu auf, uns von den atomwaffenbesitzenden Staaten nicht entmächtigen zu lassen.

Die Teilnehmer/innen am Aktiventreffen in Fulda

Christoph von Lieven (Greenpeace Deutschland)
informierte über eine entsprechende Aufbruchstimmung bei der Wiener UN-Vertragsstaatenkonferenz zum Verbot von Atomwaffen.

Marie Noelle Koyara, Vorsitzende des Nationalen Rats für Gewaltfreiheit und ehemalige Verteidigungsministerin der Zentralafrikanischen Republik, skizzierte den Aufbau des Snd Netzwerks in Afrika.

Ähnlich wie in den Niederlanden ist angedacht, in Absprache mit der Afrikanischen Union und verschiedenen Regionalorganisationen in Mali, Somaliland und der ZAR eigene Szenarios „Sicherheit neu denken“ durch die Zivilgesellschaft zu erarbeiten.

Vorgestellt und gut geheißen wurde die für Herbst 2022 gemeinsam mit der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung und dem Forum Ziviler Friedensdienst geplante Wahlkreiskampagne „Deutschlands Friedensfähigkeit stärken“.

Unter anderem wurde eine Task Force zu einer möglichen Friedensaktion in Odessa eingesetzt. Weitere Gruppen werden Vorschläge zur stärkeren Verortung der Klimakrise und Sozialer/Ziviler Verteidigung auf der Snd-Homepage erarbeiten.

In der Schlussrunde bedankten sich die mitwirkenden 62 Snd-Aktiven für das gelungene Treffen. Ein Statement einer Teilnehmerin: „Ich habe mich irgendwann entschieden nicht zu hassen und zurzeit erlebe ich überall die Aufforderung zu hassen. Ich habe es sehr genossen, das dies hier nicht so ist“.

Rückblick und Ausblick

  • Auf der 9. Rheinischen Friedenskonferenz im März wurde einstimmig beschlossen, dass die ev. Kirche im Rheinland einen Beitritt zu Sicherheit neu denken prüft
  • Der Friedenskreis nimmt auch – wie im letzten Jahr – am „Gute Klima Festival“ am 20. August 2022 teil.
  • Am 29. August findet folgende Veranstaltung im Rahmen des Politischen Salon die Veranstaltung „Sicherheit neu denken! – im Dialog“ Politiker*innen im Gespräch mit Ralf Becker, statt. (Anmeldung erforderlich)

Annette Nesselhauf
für den Friedenskreis Forum Billebrinkhöhe