Tschüs Hanna Jacobs!

Heidrun Viehwegs ganz persönlicher Abschied von Hanna Jacobs:

Was hilft in diesen verrückten Coronazeiten? Wenn man jemanden hat, mit dem man aus ganzem Herzen lachen kann: Dem ganzen Irrsinn ins Gesicht. Wenn eine ein inspirierendes Lachen hat (denn anstecken wollen wir uns ja gerade alle nicht), dann Hanna Jacobs.

Was hilft, wenn man Fragen hat – zum Glauben, zur Welt oder zu sich selbst? Ein offenes Bild, das mich einlädt zum Zuhören. Eine warme Stimme, die mich mitnimmt. Eine Sprache, die mir nichts vorschreibt und mir keine Vorwürfe macht, sondern die mich nachdenken und weiterdenken lässt und mir Lust macht zu handeln. Predigt ohne abzukanzeln – das kann Hanna Jacobs auch.

Danke für das viele Lachen, die guten inspirierenden Ideen, die Predigten und Gottesdienste – das sagen viele Menschen aus der Gemeinde, das sage ich als Kollegin aus ganzem Herzen.

Vor zwei Jahren (Kinder, wie die Zeit vergeht) ist sie aus tatsächlich heiterem Himmel in unsere Gemeinde gestürmt und hat mit nur geringem Stellenumfang ihre eigenen Spuren hinterlassen: Sie hat Menschen seelsorglich begleitet – in Hoch-zeiten und auf schweren Wegen, sie hat bei den letzten Schritten hin zu unserem inklusiven Zentrum mitgedacht, hat Konfis in Schwung gebracht – und immer wieder die Kollegen geerdet: Vielleicht ist ja alles gar nicht so schrecklich – vielleicht kann man alles auch ganz anders sehen – vielleicht ist da ja eine Chance – vielleicht gibt es ja auch die Möglichkeit…

Hanna Jacobs ist eine Möglichkeiten-pfarrerin: Wenn eine Türe grundlos geschlossen ist, kriegt sie sie auf! Und sie ist eine Realismus-pfarrerin: Wenn eine Türe sinnlos offensteht, kann sie sie zumachen. Definitiv ist sie eine Hoffnungs-pfarrerin: Sie hat eine wunderbar leichte Art, Herausforderungen anzugehen. Und ganz sicher gehört sie zu denen, die die Gabe haben, sich in andere hinein zu versetzen. All das hilft ihr dabei, Querdenker-pfarrerin zu sein: Gerne auch polarisierend ist sie in den Medien unterwegs, regt Diskussionen an. In unseren zwei Jahren habe ich mindestens drei solche stürmischen Diskussionen miterlebt: Über die Predigtkultur, über Frauen im Pfarramt und zuletzt über die Kirche im Streaming-Wahn. Ich war immer erschüttert, wie böse Kommentare aus den Medien sein können – sie blieb ruhig, fröhlich und biblisch: „Prüfet alles und das Gute behaltet“ (1 Thes 5, 21). Und schon wieder hatte ich persönlich etwas dazugelernt.

Ich habe unsere Zeit als Dreier-Team, erst mit Wolfgang Blöcker und nun mit Julia Olmesdahl, unsagbar genossen. Und ich bin sehr traurig, dass sie zu Ende geht.

Hanna Jacobs wird nach Hannover zurückkehren und dort eine wundervolle Stelle antreten, in einem Umfang, den wir ihr hier leider nicht schenken können. Sonst hätten wir sie sicher nicht weggelassen.

Sei gut behütet, Hanna,
bleib offen
und sehnsüchtig
und angstfrei.

Heidrun Viehweg

Wir haben uns im Gottesdienst am 9. August von Hanna Jacobs verabschiedet.