Uns ist wichtig, dass die Menschen zusammenkommen

Christine Volke

Anfang November 2022 ist unser Projekt „Satt und Glücklich“ gestartet: Den ganzen Winter lang gibt es in der Johanneskirche jeden Montag und Mittwoch zwischen 13 und 15 Uhr eine warme Mahlzeit sowie Kaffee und Kuchen für einen kleinen Selbstkostenbeitrag. Das Projekt richtet sich an alle Bergerhauser Bürgerinnen und Bürger, die Lust haben, gemeinsam mit anderen ihre Mittagspause zu verbringen und in Gesellschaft zu essen.

Christine Volke ist im Team von „Satt & Glücklich“ und koordiniert die Arbeit der Ehrenamtlichen und berichtet hier von Ihrer Arbeit:

Christine, mit einem Team von Ehrenamtlichen organisiert ihr „Satt & Glücklich“. Inwieweit spielt das „Zusammenrücken“ da eine Rolle?

Die Idee ist daraus entstanden, als uns allen klar war, dass die Energiekosten steigen werden. Um Menschen zu unterstützen, wollen wir die Diakoniekasse der Gemeinde nutzen. Zuerst haben wir uns für „Satt & Glücklich“ an Ehrenamtliche gewandt und großen Zuspruch erhalten. Nun geht es darum, Menschen einzuladen, die gerne mit anderen zusammen sein möchten. Gerade Senioren sind in der Corona-Zeit vereinsamt. Der Mittagstisch soll eine Gelegenheit sein, wieder andere Menschen zu treffen.

Auf dem Flyer für „Satt & Glücklich“ steht nicht nur das Stichwort „warmes Mittagessen“, sondern auch „Austauschen“ und „Aufwärmen“. Also ein warmer, gemütlicher Ort?

Der Gemeindesaal ist geheizt, und wenn viele kommen, wird es sicher noch wärmer.

Manche Menschen trauen sich vielleicht nicht zu kommen. Wie kann man solche Hürden überwinden?

Es soll ein Angebot für alle sein mit einem niedrigen Preis, so dass auch Bedürftige teilnehmen können. Alle zahlen einen Euro, Kinder zahlen 50 Cent. Es gibt aber auch eine Spendendose. War das Essen gut und der Kaffee lecker, hat der Kuchen auch noch geschmeckt, kann man gerne auch noch zwei Euro in die Spendendose werfen.

Wie reagiert ihr zuhause auf die hohen Energiekosten. Habt ihr etwas geändert?

Wie viele andere haben auch wir entdeckt, dass wir etliche Pullover im Schrank haben, die wir gar nicht so viel benutzen. Wir achten auf die Heizung und haben unsere Mobilität neu durchdacht. Wir nutzen mehr die öffentlichen Verkehrsmittel, fahren mit dem Rad oder laufen auch einmal eine Strecke zu Fuß.

Bundespräsident Steinmeier hat gesagt, die Gesellschaft müsse wieder enger zusammenrücken. Er ist dafür, in Deutschland einen sozialen Pflichtdienst einzuführen. Ist das ein Weg, dass sich mehr Menschen für einen gewissen Zeitraum um die Sorgen anderer Menschen kümmern?

Wir haben bei unserem Angebot jetzt wieder gesehen, dass bei vielen Menschen der Wunsch da ist, etwas Sinnvolles für andere zu tun. Als freiwilliges Angebot finde ich einen sozialen Dienst gut. Dafür sollte noch mehr Anreize geschaffen werden. Ich finde es aber schwierig, so etwas allein für junge Leute verpflichtend zu machen.

Werden sich auch Menschen mit Migrationshintergrund, die in Bergerhausen leben, vom Mittagstisch-Angebot angesprochen fühlen? Über welche Kanäle erreicht man sie?

Ukrainische Flüchtlinge haben vielleicht eine niedrigere Hemmschwelle zu kommen als arabische Familien. Gleichwohl, die Einladung ist sehr breit verteilt worden. Egal welches Alter oder welche Konfession jemand hat, alle sind eingeladen.

Interview: Katrin Martens