Unsere neuen Nachbarn: Orthodoxe Christen aus Syrien nutzen jetzt die Pax-Christi-Kirche

Pax Christi Kirche

Die Pax-Christi-Kirche liegt in der Nähe des Forums Billebrinkhöhe. Neuerdings teilen sich die katholische Gemeinde, die zur Pfarrei St. Laurentius gehört, und die rum-orthodoxe Gemeinde Hl. Josef von Damaskus das Gebäude.

Was sind rum-orthodoxe Christen für eine Glaubensrichtung?

Die rum-orthodoxe Kirche ist eine der ältesten christlichen Kirchen. Sie geht auf die Apostel Petrus und Paulus zurück. Ihre Wurzeln hat sie im antiken Antiochia (heute Antakya in der Türkei). In Syrien war die rum-orthodoxe Kirche mit etwa 1,6 Millionen Gläubigen vor dem Bürgerkrieg die größte christliche Konfession.

Was ist Hl. Josef von Damaskus für eine Gemeinde?

In Deutschland gibt es rum-orthodoxe Gemeinden schon seit Ende der 1970er Jahre. Im Ruhrgebiet ist die Zahl rum-orthodoxer Christen seit 2015 sehr gestiegen. Die Gemeinde in Köln, die seit 35 Jahren von dem Priester Dr. Elias Esber geleitet wird, hat sie betreut. Seit November 2015 nutzte die Gemeinde die Kirche St. Ludgerus in Rüttenscheid, wo sie regelmäßig Gottesdienste feierte. Im Gemeindehaus Heinrich’s trafen sich die Kinder- und Jugendgruppen. Der Erzbischof heißt Isaak Barakat. Er ist für die rum-orthodoxen Christen in Deutschland, Österreich, Ungarn und in den Niederlanden zuständig.

Welche Möglichkeiten bietet die Pax-Christi-Kirche?

Die Gemeinde des Hl. Josef von Damaskus hat inzwischen über 400 Mitglieder. In der Pax-Christi-Kirche, die von 1950 bis 1958 gebaut wurde, kann sie nun regelmäßig am Sonntag Gottesdienst feiern, wenn die Coro-na-Regeln es zulassen. Außerdem gibt es Räume für die Jugend- und Frauengruppen und der Chor kann proben.

Wie nutzen die Katholiken die Pax-Christi-Kirche weiter?

Die Unterkirche bleibt ein Gottes-dienstort für die Katholiken. Dort ist auch die Gedenkstätte für die Opfer von Gewalt. Rund 1800 Namen sind mit weißer Schrift in rot-braune Keramikfliesen gebrannt. Das Gebäude wird nun also von Katholiken und Orthodoxen gemeinsam genutzt. Bei der Übergabe am 25. Oktober 2020 sagte Weihbischof Wilhelm Zimmermann: „In seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus formuliert der Apostel Paulus, was die Christen ausmacht: ,Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater al-ler, der über allem und durch alles und in allem ist.‘ (Eph 4,5-6). Als antiochenisch-orthodoxe und als römisch-katholische Christinnen und Christen sind wir in diesem Glauben an den einen Herrn Jesus Christus, an die eine Taufe und an den einen Gott und Vater aller verbunden.“ Das Bistum Essen überreichte als Geschenk eine Ikone der Heiligen Kosmas und Damian, der Überlieferung nach Ärzte aus Syrien.

Wie feiert die Gemeinde Gottesdienst?

Vesper der rum-orthodoxen Gemeinde zur Feier des Umzugs in die in Pax-Christi-Kirche am 26.10.2020 V.l.n.r: Oberbürgermeister Thomas Kufen, Erzbischof Metropolit Isaak Barakat, Weihbischof Wilhelm Zimmermann, Pfarrer Andreas Geßmann, Erzpriester Elias Esber Foto: Achim Pohl, Bistum Essen

Die Gottesdienste werden in deutscher und arabischer Sprache gefeiert. Das Vater Unser wird beispielswiese in zwei Sprachen gebetet. Ikonen und Lesungen aus der Bibel spielen eine wichtige Rolle. Das Abendmahl wird mit Brot und Wein gefeiert. Zum orthodoxen Osterfest, das in diesem Jahr am 2. Mai stattfand, gab es jeweils einen Gottesdienst am Palmsonntag und am Ostersonntag.

Wie hat die Corona-Pandemie die Gemeinde Hl. Josef von Damaskus beeinflusst?

Wie in den katholischen und evangelischen Gemeinden in Essen konnten über viele Monate keine Got-tesdienste gefeiert werden. Auch die Gruppen konn-ten sich nicht sehen oder gemeinsam wegfahren.

Wie ist der Kontakt der Gemeinde zu anderen Gemeinden in Essen?

Neben dem Kontakt zur St. Ludgerus-Gemeinde in Rüttenscheid gab es im Februar 2020 eine gemeinsame Veranstaltung mit der evan-gelischen Emmaus-Gemeinde Bredeney-Mar-garethenhöhe im Gustav-Adolf-Haus. Die „Deutsch-syrischen Kulturtage“ standen unter dem Motto „Begegnung unter Freunden“. Junge Christen der Gemeinde des Hl. Josef von Damaskus sprachen mit Gemeindemitgliedern und anderen Interessierten über die Situation der christlichen Gemeinden im kriegszerstörten Syrien. Gemeinsam wurde Theater gespielt und eine Friedensandacht vorbereitet. In einem Konzert trat der Jugendchor der syrischen Gemeinde im Wechsel mit Musikern der Emmaus-Gemeinde auf. Die syrischen Ge-meindemitglieder hatten zudem ein Büffet für die Besucher vorbereitet.

Katrin Martens