„Wie kann man die Schöpfung bewahren? Und wie genießen?“ – Zwei Interviews

Interview mit Bernd Burchhardt,
Inhaber der gleichnamigen Bio-Fleischerei:

Herr Burchhardt, Ihnen ist eine bewusste Ernährung sehr wichtig. Warum sollten wir weniger, aber dafür qualitativ hochwertigeres Fleisch essen?

Zu viel Fleisch zu essen, ist nicht gesund, deshalb sollte nicht jeden Tag Fleisch auf den Tisch. Außerdem sollte genügend hochwertiges Fleisch für alle da sein, was in Zukunft nur möglich ist, wenn jeder einzelne nicht zu viel davon isst. 

Würden Sie sagen, dass immer mehr Menschen Biofleisch kaufen?

Ja! Bei uns in der Bio-Fleischerei ist jedes Jahr eine Steigerung zu erkennen. Mit jedem Skandal in der Lebensmittel- oder Tier-Branche gibt es eine größere Nachfrage, welche teilweise von uns kaum abzudecken ist.

Sie wollen einen neuen Typ der Bio-Schweinehaltung in Essen und Umgebung aufbauen. Warum?

Ich möchte, dass es den Tieren noch besser ergeht als nach den Bio-Richtlinien und zusätzlich noch ein qualitativ besseres Fleisch erzeugt wird. Außerdem sollte es so regional wie möglich sein.

Was verbinden Sie mit dem Begriff „Bewahrung der Schöpfung“?

Damit verbinde ich, dass wir Menschen verantwortungsbewusst mit der Umwelt und den Ressourcen umgehen und somit der Menschheit und allen Lebewesen eine gute Zukunft bieten.

Erwarten Sie von der Kirche, dass sie sich für den Tierschutz und das Tierwohl einsetzt?

Ja, indem sie christliche Werte vermittelt.
– Respektvoll mit der Schöpfung und somit jedem einzelnen Lebewesen umgehen.
– Maß halten und achtsam konsumieren.
– Bei sich selbst anfangen, Gewohnheiten zu verändern und bewusst im Einklang mit der Umwelt und den Mitmenschen und -lebewesen leben.

Wie versuchen Sie persönlich, Ihr Leben verantwortungsbewusster auszurichten?

Indem ich soweit wie möglich versuche, die Natur und Umwelt nicht zu sehr zu strapazieren. Im Alltag und Urlaub auf das Auto oder das Flugzeug so viel wie möglich zu verzichten. Meinen Konsum zu hinterfragen und wirklich nur die Dinge zu kaufen, welche ich benötige. Und natürlich möglichst nachhaltig und regional einzukaufen. 

Welche Momente in der Natur genießen Sie am meisten?

Wenn ich Radfahren oder Schwimmen kann. Oder einfach nur in der Sonne sitze, im Sommer wie im Winter.

Interview mit Tanja Niebert,
Mitglied bei „Parents for Future“:

Tanja Niebert bei der Baum-Demo in Essen

Frau Niebert, was ist Ihre Motivation, sich bei „Parents for Future“ zu engagieren?

Die Hitzesommer der letzten Jahre, zunehmende Dürreperioden und Extremwetterereignisse zeigen uns bereits heute deutlich die negativen Auswirkungen der zunehmenden Erderwärmung. Wenn wir nicht umsteuern, werden die Auswirkungen für unsere Kinder und die nächsten Generationen noch wesentlich dramatischer sein. Daher engagiere ich mich bei den „Parents For Future“ für wirksamen Klimaschutz.

An welchen Aktionen waren Sie beteiligt? Was steht demnächst an?

Ich habe an mehreren Protestaktionen teilgenommen; z.B. am bisher weltweit größten Aktionstag im letzten September. Aber wir als „Parents For Future“ wollen nicht nur protestieren, sondern uns auch konstruktiv einbringen. Wir haben dazu konkrete Vorschläge für Essen erarbeitet, die wir regelmäßig mit dem Essener Oberbürgermeister und Vertretern der Stadtverwaltung besprechen.
 

Viel Zeit wurde schon vertan. Kann es noch gelingen, die ökologische Katastrophe zu verhindern?

Um die Erderwärmung auf 1,5° zu begrenzen, bleiben noch ungefähr acht Jahre, um weltweit klimaneutral zu werden. Klimaneutral bedeutet, dass wir nur noch so viele Treibhausgase (CO2, Methan, usw.) ausstoßen, wie wieder aufgenommen werden können (z.B. durch Wälder). Aber es geht hier nicht um „Alles oder nichts“. Jedes Zehntelgrad weniger Erderwärmung verringert die negativen Auswirkungen. Es ist daher nie zu spät!

An welchen Stellen sehen Sie die Schöpfung besonders bedroht?

Viele Arten werden sich nicht an die steigenden Temperaturen anpassen können, u.a. die Korallenriffe werden vermutlich aussterben. Das macht mich sehr traurig. Allerdings gilt meine größte Sorge tatsächlich ganz egoistisch der Menschheit. Klimawandel und Artensterben gefährden die Wasser- und Nahrungsversorgung in großen Teilen der Welt. Es wird zu Verteilungskämpfen und Unruhen kommen.

„Bewahrung der Schöpfung“ ist ein christliches Schlagwort. Unterstützt die Kirche Ihr Anliegen?

Die Kirche hat die Bewahrung der Schöpfung als eine Kernaufgabe erkannt. Sie setzt sich schon seit Jahrzehnten gegen den Klimawandel und das Artensterben ein. Eine zweite Kernaufgabe der Kirche ist das Eintreten für die Schwachen. Gerade die Menschen in armen Ländern leiden häufig am meisten unter den Auswirkungen des Klimawandels, obwohl sie selbst den geringsten Anteil am Ausstoß der Treibhausgase haben.


Wie versuchen Sie persönlich, Ihr Leben verantwortungsbewusster auszurichten?

Kurze Strecken in der Stadt lege ich meistens mit dem Fahrrad zurück. Auf Flugreisen versuche ich zu verzichten. Seitdem mir bewusst geworden ist, dass die Tierhaltung einen erheblichen Anteil an den ausgestoßenen Treibhausgasen hat, habe ich den Konsum von Fleisch und Milchprodukten deutlich reduziert.  Übrigens empfinde ich das überhaupt nicht als Einschränkung. Generell denke ich, dass eine ökologische Umgestaltung unserer Lebensweise viele Vorteile im Hinblick auf die Gesundheit und die Lebensfreude hat. Uns erwartet eine gute Zukunft, auf die wir uns freuen können.

Welche Momente in der Natur genießen Sie am meisten?

Besonders intensiv genieße ich die Natur im Wald. Ein Waldspaziergang entspannt und macht gute Laune!

Interviews: Katrin Martens