Das war der „Bergerhauser Dialog“ zum Thema Integration

„Wir schaffen das!“ Dieser Satz von Angela Merkel ist berühmt geworden. 2015 kam eine große Anzahl Flüchtlinge nach Deutschland, viele Menschen halfen damals mit, um ihnen beim Start in ein neues Leben zu helfen. Wie ist die Situation heute? Neun Jahre später sind viele Menschen gut integriert, sie haben Arbeit und manchmal sogar schon die deutsche Staatsbürgerschaft. Andere tun sich immer noch schwer – mit der Sprache, mit der Kultur, mit der Jobsuche. Beim „Bergerhauser Dialog“ zum Thema Integration berichteten der Maschinenbauingenieur Emad Altabbaa (35) und die Bauingenieurin Rania Siwar Charef (34) aus Syrien von ihrem langen und schwierigen Weg, hier in Deutschland Fuß zu fassen.

Eine spannende Diskussion entwickelte sich beim Bergerhauser Dialog zum Thema Integration. Es ging um Erfolgsgeschichten, aber auch um Integrationshemmnisse.
Olaf Kudling mit den Gästen beim Bergerhauser Dialog

Es ist eine beeindruckende Geschichte, die sie zu erzählen hatten. Emad Altabbaa kam 2015 nach Deutschland, seine Ehefrau zog ein Jahr später nach. Die Sprache war eine große Herausforderung für beide. „Vier Stunden Deutschkurs am Tag reichen nicht aus“, sagte Rania Siwar Charef. Sie und ihr Mann hörten viel Radio, schauten Videos und Filme. Emad Altabbaa suchte sich einen Minijob, um täglich ein bis zwei Stunden Deutsch sprechen zu können. Sie gingen auch zu Sprachcafés, die von Ehrenamtlichen angeboten wurde. „Am Anfang ist es schwierig, aber dann geht es sehr schnell“, so ihr Fazit. Emad Altabbaa sagte: „Ich habe festgestellt, dass der Respekt der Menschen mir gegenüber gestiegen ist, als meine Sprache besser wurde. Ich habe viele gute Erfahrungen mit Nachbarn, Kommilitonen und Arbeitgebern gemacht.“

Ihre gemeinsame Tochter Lara ist fünf Jahre alt. „Ihre Muttersprache ist Deutsch“, sagte Rania Siwar Charef, jeden Samstag geht Lara in die arabische Schule. Nach ihrer Kindergartenzeit haben ihre Eltern sie nun in der deutschen Schule angemeldet. Das Ehepaar beklagte, dass in syrischen Vereinen vor allem Arabisch gesprochen werde. Es sei wichtig, mit Deutschen ins Gespräch zu kommen, denn dann stelle man meistens fest, dass man vieles gemeinsam habe.

Emad Altabbaa gründete 2018 eine Essener Gruppe der Initiative „Start with a friend“, bei der Deutsche und Ausländer in einem Tandem zu Freunden werden. Ebenso wie seine Frau will er sich auch in Zukunft weiterhin ehrenamtlich engagieren und vor allem Jugendlichen aufzeigen, was sie in ihrer Freizeit in Essen unternehmen können. „Wir möchten einen Verein gründen, damit Eltern Hilfe dabei bekommen, wenn sie sich über die Zukunft ihrer Kinder Gedanken machen.“

Beim „Bergerhauser Dialog“ berichtete auch Bastian Frey, der beim Diakoniewerk Neuzugewanderte berät, von seiner alltäglichen Arbeit. Er stellt immer wieder fest, dass sich Zuwanderer mit der deutschen Sprache sehr schwer tun. „Die ersten Brocken Deutsch sind relativ einfach zu lernen“, sagte er. Aber das Niveau B1 oder B2 sei sehr schwer zu erreichen. Alleinerziehende mit kleinen Kindern hätten keine Kapazitäten für Deutschkurse. Wenn man aber nicht gut Deutsch könne, könne man mit einfacher Arbeit meist keine Familie ernähren. Diese Menschen suchten dann oft Beratung, etwa zur Aufstockung ihres Einkommens, ihnen hilft die Beratungsstelle dann durch den bürokratischen Dschungel.

Dass es in Essen teilweise eine Ghetto-Bildung gibt, in denen Zuwanderer gut leben und einkaufen können, ohne Deutsch sprechen zu müssen, stieß sowohl bei den Gesprächspartnern als auch im Publikum auf Kritik. Fehlende Sprachkenntnisse seien immer noch das größte Integrationshemmnis, so die einhellige Meinung.

Katrin Martens