09/10/2025 0 Kommentare
Eine Kirche von gestern für heute und morgen
Eine Kirche von gestern für heute und morgen
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Eine Kirche von gestern für heute und morgen
Vor 40 Jahren wurde die neue Johanneskirche eingeweiht. Hildegard Sass, die Ehefrau des damaligen Pfarres Jan Peter Saß berichtet in diesem Interwiew über die Zeit des Neubaus.
Das Interview führte Sabine Porrmann
Hildegard, als Dein Mann Pfarrer Saß in Bergerhausen anfing, stand die alte Kirche noch. Welche Erinnerung hast Du an die alte Kirche?

Es war ein sehr klobiger Bau. Man musste viele Treppen ohne Geländer hochsteigen
bis zur Eingangstür. Auf mich wirkte es zwar erhaben, aber nicht einladend. Auch der Innenraum war zwar groß und bot viel Raum, aber er war nicht auf die Begegnung der Gemeindeglieder untereinander ausgerichtet. Außerdem gab es keine Möglichkeiten, den Raum für besondere Gottesdienste umzugestalten.
Eine neue Kirche zu planen und zu bauen, ist ja ein sehr großes Projekt. Zu Beginn gab es doch bestimmt viele Diskussionen oder?
Dass die alte Kirche baufällig war und nicht mehr erhalten werden konnte, stand außer Frage. Allerdings waren zu Beginn nicht alle davon überzeugt, dass eine neue Kirche gebaut werden sollte. Es gab schon Widerstände gegen einen Kirchenneubau. Einige waren der Meinung, man sollte die alte Kirche abreißen und lediglich für die übrigen Räume im Untergeschoß ein Dach bauen. Die Räume unten könnten ja vielfältig genutzt werden. Dabei ging es natürlich auch um die Kostenfrage. Für meinen Mann war es von Anfang wichtig, dass es eine „richtige“ Kirche würde. Er hat sich intensivmit der Neuplanung beschäftigt, Kirchen angeschaut und Ideen entwickelt. Er bekam hier auch viel Unterstützung von dem damaligen Architekten des Kirchenkreises, der ebenfalls für einen Neubau warb. Im Ergebnis hat das Presbyterium sich für den Neubau auf den alten Mauern entschieden.
Was war für Deinen Mann denn besonders wichtig?
Wichtig war für ihn, dass es für den Neubau eine stimmige Gesamtkonzeption gab. Es sollte ein sakraler Raum für Gottesdienste werden. Zugleich sollte die Kirche einladend für Begegnung und Austausch sein, gerne mit der Möglichkeit, gemeinsam zu essen und zu trinken. Zentral war für meinen Mann auch, dass alle am Gottesdienst Beteiligten vorne stehen. Jeder soll von den Anwesenden als Teil der Gemeinde gesehen werden. Deshalb sollte auch die Orgel nach vorne. Die Musik war für ihn ein wichtiges und durchaus gleichberechtigtes Element des Gottesdienstes. Am Anfang war es z.B. für die Bläser ungewohnt, vorne vor der Gemeinde zu sitzen und zu spielen. Außerdem sollte die Kirche nachhaltig und wirtschaftlich sein. Sie sollte auch auf die Zukunft ausgerichtet sein.
Die Planung und der Bau der Kirche haben sich doch bestimmt über einige Jahre hingezogen. Es gab sicher auch Verzögerungen?
Nein, eigentlich gingen sowohl die Planung als auch der Bau sehr zügig voran. Zum einen gab es eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren. Für meinen Mann war es wichtig, dass die Personen, die für die unterschiedlichen Aufgaben zuständig waren, gut miteinander auskamen und sich in ihrer Arbeit ergänzten. Das hat sehr gut geklappt. Zum anderen hat die Zusammenarbeit mit der damaligen Vorsitzenden des Presbyteriums, Frau Reinmuth, und Frau Pevestorf von der Verwaltung einfach funktioniert und so konnten Entscheidungen schnell und einvernehmlich getroffen werden. Dies galt auch für seinen damaligen Pfarrkollegen, Herrn Steckel.
Konnte denn das Budget für den Neubau eingehalten werden? Konnte die Konzeption komplett umgesetzt werden?
Damals war es eine gute Zeit für Bauherren. Die Handwerker hatten ein großes Interesse an Aufträgen, und die Preise waren moderat. Außerdem hat neben den Architekten Budde, Gutsmann und Jung, insbesondere der Bauleiter, Herr Papst, auf die Finanzen geachtet. Es gab auch einige größere Spenden. Die Gesamtkonzeption konnte im Wesentlichen umgesetzt werden. Auch waren die Glastüren sowohl am Eingang der Kirche als auch zum Gottesdienstraum für meinen Mann wichtig. Sie sind einladend und transparent.
Was ist für Dich an der Johanneskirche wichtig? Was verbindest Du mit dem Gebäude?
Mit der Johanneskirche verbinde ich ein Heimatgefühl. Ich fühle mich in diesem Raum sehr wohl und geborgen. Ich mag das Licht, wie es durch die Fenster fällt und die vielen Möglichkeiten, Gottesdienste zu gestalten. Besonders freut mich, dass die Johanneskirche den Anforderungen, die heute an Gottesdiensträume gestellt werden, nicht nur genügt, sondern sie unterstützt. Ich denke, dies wird auch in Zukunft möglich sein. Zudem genieße ich den Vorraum und die vielen Begegnungen, die dort völlig unkompliziert stattfinden. Wichtig sind mir ebenso die Plätze vor der Kirche. Dort können viele verschiedene Aktionen und Veranstaltungen stattfinden und so in die Stadtteile wirken. Heute ist die Johanneskirche eine offene lebendige Gemeinde, so wie es sich mein Mann mit dem Bau der Kirche vorgestellt hat.
Sabine Porrmann
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